Die wachsende Besorgnis über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die nordischen landwirtschaftlichen Praktiken wurde auf einer wissenschaftlichen und praxisorientierten Konferenz „Landwirtschaft im Klimawandel“ in Tartu diskutiert.
Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Wissenstransfer zwischen landwirtschaftlichen Akteuren, öffentlichen und wissenschaftlichen Institutionen in der nordischen Region.
Prof. Ülo Niinemets (Estnische Universität für Biowissenschaften) stellte die Bedeutung der Anpassungsfähigkeit von Pflanzen unter der globalen Veränderung der Kohlenstoffspeicherkapazität vor. Er deutete an, dass es ein großes Potenzial für die Verringerung der Ertragslücke durch Veränderung der fotosynthetischen Leistung von Pflanzen gibt.
Janina Käyhkö (Universität Helsinki) hat im Rahmen der Studie „Anpassung an den Klimawandel in der nordeuropäischen Landwirtschaft“ die Schwellenwerte für die Fehlanpassung durch Serious Gaming ermittelt. Als Ergebnis wurde eine Typologie von Risikoantworten geklärt, wobei drei Muster innerhalb dynamischer und kontextbezogener Anpassungsprozesse auf Betriebsebene dominieren: risikoarm, chancenorientiert und experimentell.
Prof. Algimantas Paulauskas (Vytautas-Magnus-Universität, Kaunas, Litauen) stellte die Auswirkungen des Klimawandels aus der Perspektive der baltischen Region vor. Die Auswirkungen der prognostizierten Veränderungen auf die Tierhaltung, die Ausbreitung von Pflanzenschädlingen und Krankheiten sowie das Auftreten von vektorübertragenen Krankheiten wurden verdeutlicht.
Ragnar Leming (Estnische Universität für Biowissenschaften) skizzierte den aktuellen Stand und die Ergebnisse des LIFE AgriAdapt-Projekts mit dem Schwerpunkt Tierhaltung und Klimawandel. Als Anreiz für die Zuhörer, die Projektaktivitäten zu verfolgen, stellte er das LIFE AgriAdapt Webtool vor.
Prof. Indrikis Krams (Universität Daugavpils, Lettland) zeigte zur Erklärung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Insektenpopulationen einen integrierten Ansatz in der ökologischen Erforschung von Umweltstress auf. Die Richtung und das Ausmaß der kombinierten Auswirkungen auf die Bildung von Insektenphänotypen und deren Überlebensfähigkeit, die durch Klima, Pestizide und deren Gegenspieler verursacht werden, sind schwer vorherzusagen, wenn nicht ausdrücklich die ökologische Stöchiometrie berücksichtigt wird, um ein ganzheitliches Verständnis der Reaktionen der Organismen auf schwankenden Selektionsdruck zu erreichen.
Sigmar Suu (Estnisches Ministerium für Angelegenheiten des ländlichen Raums) veranschaulichte die Prinzipien des integrierten Pflanzenschutzes und der GAP-Maßnahmen aus der Perspektive des klimaschonenden Pflanzenschutzes. Zur Förderung von Umwelt- und Klimamaßnahmen sowie des Beitrags der EU-Klima- und Umweltziele durch Pflanzenschutz-Interventionen ist geplant, die lokalen Informationen zu einem effizienten Großdaten-Bereitstellungssystem zu kumulieren, um die feldspezifische Entscheidungsfindung zu verbessern und das Schädlingsrisiko zu mindern.
Tarmo Lääne (Versicherungsgesellschaft) stellte den Hintergrund und die Zukunftspläne des lokalen Wirtschaftsverbands als neue Form eines potenziellen Anbieters von Ernteversicherungen vor. Die erste Stufe des Geschäftsplans sieht nur den Markteintritt von 4 großen Versicherungsprodukten vor als Grundlage für einen zuverlässigen Kundenservice.
Roosi Soosaar (Innovationscluster für Feldfrüchte; OÜ Frenord) sprach aus erster Hand über die Erfahrungen als Pilotbetrieb im LIFE AgriAdapt-Projekt. Sein Betrieb liegt der Fallstudie zu praktischen landwirtschaftlichen Aspekten mit dem Schwerpunkt auf Boden- und Umweltverträglichkeit zu Grunde. Präzisionslandwirtschaft und GPS-Steuerung, Zwischenfruchtanbau, organische Bodenverbesserungen sowie innovative Maschinen waren einige der Ideen, die im Bereich der Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden sollen.
Die Konferenz, organisiert durch die Estnische Universität für Biowissenschaften, fand am Mittwoch, 27. November 2019 statt und wurde durch ein langfristig angelegtes Programm zum Wissenstransfer im Bereich Pflanzenproduktion und durch das EU LIFE-Projekt LIFE AgriAdapt „Nachhaltige Anpassung der Europäischen Landwirtschaft an den Klimawandel“ unterstützt.